Analyse

Unzufriedenheit - Zufriedenheit


Dr. Doris Wolf gibt Antwort auf häufig gestellte Fragen
zum Thema Zufriedenheit im Leben

 

Wo liegen die Ursachen für ständige Unzufriedenheit?
Die Ursachen liegen in uns selbst, in unseren Einstellungen.
Wir haben in unserer Kindheit gelernt, unseren Blick auf Fehler und Schwächen zu lenken.
Ein gängiges Erziehungsprinzip ist es beispielsweise
wenig zu loben und viel zu kritisieren. Die Eltern vergleichen uns mit anderen Kindern,
sich selbst mit Nachbarn und den Freunden.

Unsere Gesellschaft arbeitet stark mit Leistungsanforderungen
"Erfolgreich ist und Anerkennung bekommt , wer perfekt ist, viel Geld hat,
hübsch ist, viel leistet". Wir lernen nicht, uns so anzunehmen, wie wir sind,
sondern wir beständig gedrängt, mehr zu leisten.
"Wenn du ... das erreicht hast, dann gehörst du ... bist du ... bekommst du ..."
Als Erwachsene gehen wir selbst so mit uns um.

++++

Warum fällt es vielen Menschen leichter, Defizite zu erkennen, als Erfolge zu genießen?
- Weil sie gelernt haben, ihren Blick auf die Defizite zu lenken
- Weil sie glauben, Eigenlob stinkt
- Weil sie glauben, wenn man sich selbst lobt, dann würde man sich nicht mehr bemühen
- Weil sie glauben, kein Lob verdient zu haben, und sich selbst ablehnen
- Weil sie gelernt haben, sich mit anderen zu vergleichen,
und es natürlich immer Menschen geben wird,
die in bestimmten Bereichen besser und erfolgreicher sind
- Weil sie perfektionistische oder unrealistische Anforderungen an sich stellen
und deshalb nie etwas als Erfolg bewerten
(Erst wenn ich alles erreicht habe, habe ich Lob verdient)

++++

Wie kann man erreichen, dass man mit dem, was man hat, zufrieden ist?
Wir müssen unsere Blickrichtung und unsere Einstellung dahingehend ändern:
- unseren Blick auch auf unsere Stärken lenken: Was habe ich gut gemacht?
Was kann ich gut? Womit kann ich zufrieden sein?
- Uns darin zu trainieren, danach zu fragen, wofür wir dankbar sein können
- Unseren Blick auf Menschen lenken bzw. Kontakt zu Menschen suchen,
denen es wesentlich schlechter geht
- Uns weigern, uns beständig mit anderen zu vergleichen
- Eigene Wertmaßstäbe entwickeln, was UNS wichtig ist in unserem Leben,
statt jede Form fremder Anforderungen zu übernehmen
- akzeptieren, dass Menschen, also auch wir, nicht perfekt sein können
- Uns auch für Zwischenschritte auf dem Weg zum Ziel loben
- Unsere Definition von Misserfolg verändern: beispielsweise:
Misserfolg habe ich nur, wenn ich es gar nicht versuche
- Einen Fehler nur als einen Fehler zu einem Zeitpunkt sehen
und uns deshalb nicht gleich als Versager abtun

++++

Muß man dafür Träume aufgeben? Wenn nicht, wie vereinbart man Realität und Phantasie?
Nein, wir müssen keinesfalls unsere Träume aufgeben.
Wir können durchaus mit dem Augenblick zufrieden sein
und uns für die Zukunft neue Ziele stecken. Wir benötigen lediglich eine kleine Anspannung,
aber keinen Selbsthass, um uns für weitere Ziele zu motivieren.
Unser Motor sollte eine positive Anspannung sein
und wir sollten uns auf etwas Positives zubewegen,
nicht aus einer schlimmen Situation flüchten.

++++

Wie findet man den Unterschied heraus zwischen Dingen,
über die man zu Recht unzufrieden ist und daher aktiv angehen sollte
und überzogenen Ansprüchen und Vorstellungen?
Diese Frage ist schwer zu beantworten. Zunächst einmal muss man sich
seine Werte bewusst machen: Was ist für mich wichtig im Leben?
Wie würde ich die Situation in 5 Jahren beurteilen?
Wie würde ich es auf meinem Sterbebett beurteilen, wenn ich das nicht gehabt hätte?
Könnte ich das Bedürfnis, was ich jetzt nicht erfüllt habe, durch etwas anderes erfüllen?
Manchen hilft auch der Vergleich zu anderen Menschen, ein Gespräch mit Freunden.
Man kann natürlich auch auf die fundamentale Frage zurückgehen:
Bin ich wirklich in Lebensgefahr, wenn ich es nicht habe?
Wenn das, was man anstrebt, für uns sehr wichtig ist,
dann sollten wir uns ganz konkrete Schritte zu diesem Ziel überlegen.
Dadurch vermeiden wir auch allzu große Unzufriedenheit.

++++

Können wir konkrete Tips für die verschiedenen Lebensbereiche
Partnerschaft, Geld, Freundeskreis, Karriere geben?
Nein, denn hierzu wäre es notwendig, die Werte jedes Einzelnen miteinzubeziehen.
Das Problem der Unzufriedenheit sind unsere Einstellungen, nicht die Situationen und Bereiche:
Wir glauben, etwas unbedingt zu benötigen. Erst dann können wir nicht glücklich sein.
Beispielsweise: Erst wenn ich einen Partner habe, ein Kind habe,
einen Reihenhaus besitze, drei feste Freundinnen und meinen Traumjob,
dann kann ich zufrieden sein.

 

Kleines Rezept für mehr Zufriedenheit
Täglich morgens und abends zubereiten und einnehmen
 

Konzentriere dich auf das, was du besitzt,
statt an das zu denken, was du nicht hast.

Schätze, was dir geblieben ist,
statt an das zu denken, was du verloren hast.

Erinnere dich, was du gut gemacht hast,
statt an deine Fehler zu denken.

Überlege, was du aus dir machen kannst,
statt daran zu denken, wer du nicht bist.